Die Achtsamkeit der TFM-Therapeutin

Um das Arbeiten mit Creative Healing und der Therapeutischen Frauen-Massage ganzheitlich zu verstehen, braucht es einige Hintergrund-Informationen, so wie sie auch im TFM-Lehrbuch beschrieben sind.
Wenn wir sowohl die Life Force und deren Funktion für den Körper als auch die 4 Grundprinzipien betrachten, die Begründer Joseph B. Stephenson postuliert hat, sollten wir den Augenmerk speziell auf das 1. Prinzip richten – den Temperaturausgleich.

Nicht nur die vorangegangene Anamnese sowie der Arbeitsauftrag der Patientin gibt uns den Anhaltspunkte für das zu behandelnde Schema.
Durch die Temperaturverteilung des Körpers sowie die herrschenden Spannungszustände können wir Behandlerinnen bereits Rückschlüsse auf die Problemstellung des Patienten ziehen.

Lapidar formuliert können wir sagen: zwischen Hitze und Kälte der Haut liegt eine Blockade und die Spannungszustände der Gewebe korrellieren fast immer mit der Hauttemperatur.

Der Begriff der Life Force

Im Creative Healing wird der Begriff Life Force – was übersetzt soviel heißt wie Lebenskraft – für alle Körpervorgänge gewählt, egal ob es sich um die als physiologisch definierten Aktivitäten wie den Blutfluss, Lymphfluss etc. handelt, Stephenson spannt den Bogen noch weiter und spricht auch von Energiekanälen und anderen Tubes, die physiologisch nicht nachweisbar sind.

Kälte oder auch Kitzligkeit sprechen im Creative Healing für einen Mangel an Life Force an eben dieser Körperstelle.
Abstrahlende Hitze der Haut, erhöhter Tonus oder ein „pralles“ Gewebe geben ein Indiz auf eine gestaute Life Force.

Nun wird auch klar, warum Stephenson strikt gegen künstliche Wärme war: sie würde eben diese Hinweise, die der Körper uns bereitwillig zur Verfügung stellt, verfälschen und negieren. So verzichten wir noch heute sowohl auf angewärmtes Öl als auch Wärmflasche, Wärmekissen oder die mittlerweile unter Therapeuten beliebte Wärmelampe.

Beim Arbeiten richten wir Behandlerinnen immer unsere volle Aufmerksamkeit auf den Menschen, den wir behandeln und nehmen Temperaturunterschiede, Spannungszustände im Gewebe wahr – auch andere Impulse (Empfindungen, Gedanken und Eindrücke) bitten wir unseren Gegenüber bereits vor der Behandlung uns mitzuteilen. Diese Impulse nehmen wir ohne Wertung wahr und richten unsere Behandlung entsprechend darauf aus.

Achtsamkeit – Im ständigen Dialog sein

Die sanften Massagestreichungen in der TFM und im Creative Healing  sind immer von Achtsamkeit, Stille und Präsenz gekennzeichnet. Im echten Kontakt mit der Patientin können die vier Prinzipien wirken, können Blockaden gelöst und die Life Force wieder in den Fluss gebracht werden.

Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten.
Hilde Domin

Im Dialog sein bedeutet auch zu wissen, wann eine Berührung von der Patientin noch als stimmig empfunden wird und ab wann das System mit den durch die sanften Streichungen gesetzten Reize überfordert ist.

Vegetative Zeichen und ihre (Be-)Deutung für unser Arbeiten mit TFM und Creative Healing

Wo immer eine Blockadenlösung stattfindet und die Life Force wieder in Fluß kommt, kann es zu folgenden Reaktionen und vegetativen Zeichen kommen:

Tiefes Ausatmen der PatientinEin vertiefter Atemzug unserer Patientin kann ein Zeichen dafür sein, den gerade durchgeführten Massageteil zu beenden und in den nächsten Behandlungsschritt überzugehen.
GähnenGähnen signalisiert uns, dass Neurotransmitter freigesetzt werden. Du
Plötzliches Auftreten von Schwindel, KribbelnIst eine Blockade gelöst, kann die Life Force wieder frei fließen. Dieses Phänomen kann sich durch ein Kribbeln der Extremitäten (vergleichbar mit dem Zustand kurz bevor die „eingeschlafene“ Extremität wieder wach wird – sprich der komprimierte Nerv wieder
GänsehautWenn die Life Force unter unseren gleichförmigen Streichungen nach dem 2. Prinzip in Fluss kommt, kann dies bei der Patientin auch eine Gänsehaut auslösen.
DarmgeräuscheDarmgeräusche sind ein Zeichen, dass unser Vegetativum auf den parasympathischen Anteil umschwengt. Während Herzfrequenz und Blutdruck sinken, wird gleichzeitig die Verdauung  angeheizt; die Peristaltik des Darms nimmt im entspannten Zustand zu.
TemperaturänderungenSchon im Einführungskurs für die TFM geschieht es ganz schnell, dass achtsam und aufmerksam arbeitende Teilnehmerinnen die Temperaturunterschiede im Gewebe ihrer Massage-Partnerin wahrnehmen können.
Stau im Gewebe kann sich durch Wärmeentwicklung auf dem gerade behandelten Areal bemerkmar machen.
Diese plötzlich abstrahlende Wärme der Gewebe wird dann quasi en passant nach dem 1. Prinzip behandelt.
Zunahme der Hautfeuchte über dem behanAchtsamkeit sollte sich besonders bei diesem Phänomen zeigen: die Zunahme der Hautfeuchte ist ein sicheres Zeichen dafür, mit dem Behandlungsschritt aufzuhören und der Patientin etwas zu trinken zu reichen: Hier arbeiten wir nahe an einer Blockade (und möglicherweise einem darunter liegenden Trauma).
Selbst wenn wir unsere sanften Massagestreichungen einfach weiterführen würden und damit diesen Hinweis des Körpers ignorieren, käme es zu einer heftigeren Reaktion, wie zum Beispiel Unwohlsein,
Sich lösende TränenDem Thema „Tränen“ wird im TFM-Buch ein ganzes Kapitel gewidmet. Eine meiner TFM-Therapeutinnen hat einmal gesagt: „Tränen sind Probleme in (wässriger) Lösung“.
Plötzlich auftretendes HerzklopfenDas „Phänomen Herzklopfen“ kann (muss nicht!) bei allen Behandlungssequenzen auftreten. Der Herzschlag beschleunigt sich bei jeglichem Stress (wie auch bei Ärger oder Angst) und die zur Ruhe gekommene Patientin kann ihr Herzklopfen und den Stress wahrnehmen.
Vermehrtes SchluckenHäufige Schluckimpulse treten vor allem während der Schilddrüsenbehandlung (TFM Buch, S. 81 f.) auf. Durch das Lösen im zweiten Schritt der Behandlung versucht die Patientin (ganz ihrer bisherigen Gewohnheit entsprechend), zu schlucken statt ihren Gedanken und Bedenken Raum zu geben.

Fazit zum Arbeiten mit der TFM

Joseph B. Stephenson, der Begründer des Creative Healing – die TFM ist ein Teilgebiet daraus – erklärt warum die Behandlerin selbst in ihrer Mitte sein sollte und nicht erkrankt. Eine Behandlerin mit selbst erhöhter Temperatur kann keine Temperaturunterschiede feststellen und somit nicht nach den 4 Prinzipien behandeln.

Achtsamkeit fängt also bei uns selbst an.

Wir arbeiten bei der TFM und Creative Healing nicht aufdeckend. Daher ist es für das Wohlbefinden der Patientin, wichtig dass wir mit Achtsamkeit die oben beschriebenen Zeichen wahrnehmen, lesen und insofern zu „deuten“ wissen, dass wir innehalten und damit im Tempo der Patientin arbeiten. Durch die jeder Behandlung folgende Dokumentation können wir für eine anschließende Behandlung die aufgetretenen vegetativen Zeichen einfach im Hinterkopf behalten. An dieser Stelle mag noch einmal darauf verwiesen sein: Ist eine Blockade gelöst, wird sich bei einer Folgebehandlung in diesem Areal keine Auffälligkeit (mehr) feststellen lassen.

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